Homeoffice Teil III: Die Perspektive der Unternehmen

"Wir können doch nicht allen Mitarbeiter*innen zwei Arbeitsplätze finanzieren!", war der empörte Ausruf einer Unternehmerin beim World Café des B.F.B.M. zum Thema "Homeoffice - Segen oder Fluch?" Er drückt die Sorge der Unternehmen vor zu hohen Investitionen aus.

Entsprechend den gesetzlichen Vorgaben muss ein Telearbeitsplatz die gleichen Anforderungen erfüllen wie ein Büroarbeitsplatz. Wechseln die Mitarbeiter*innen also zwischen Homeoffice und Präsenzoffice hin und her, brauchen sie beides, und viele erwarten das auch von ihrem Arbeitgeber.

Lösungsansätze für dieses Problem gibt es mehrere: ganz auf Homeoffice umstellen, keine festen, sondern nur noch Bedarfsschreibtische im Büro oder gleich eine zeitweilige Workspace anmieten und so teure Bürofläche einsparen. Hier ist also vieles im Fluss, und Schwung wird erneut in die Debatte kommen, wenn sich der Gesetzgeber zum Recht auf Homeoffice äußert.

Arbeitszeitkontrolle und Vertrauenskultur

Unter den Unternehmen sprechen sich nur wenige für ein gesetzlich verbürgtes Recht auf Homeoffice aus. „Das schränkt die unternehmerische Entscheidungsfreiheit zu sehr ein“, so Dajana Weers, Geschäftsführerin von GF Beratung. Auch wenn die Erfahrung in den meisten Firmen zeigt, dass Homeoffice-Kräfte mehr leisten, freiwillig die Arbeitszeiten überschreiten, kleine Kaffeepausen nicht in die abgerechneten Stunden einfließen und der kurze Plausch auf dem Flur gar nicht mehr stattfindet - die alte Angst vor einem „Arbeiten ohne Kontrolle“ ist noch nicht ganz verschwunden. Nicht zuletzt aus dieser Angst heraus wurde von vielen Mitarbeiter*innen im jetzigen Lockdown erwartet, ins Büro zu kommen. 

„Dem könnte man aber durch andere Regeln für die Zeiterfassung abhelfen“, so der Vorschlag der Impulsreferentin Diana Wedemeier von der Finanzverwaltung NRW. Damit würde man die Arbeitszeitkontrolle anders gestalten müssen. Die Firmen könnten aber auch an der Vertrauenskultur im Unternehmen arbeiten. Es geht ja nicht nur um eine kurzfristige Leistungssteigerung, sondern um langfristige Effizienz und die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen.

Das World Café „Homeoffice – Segen oder Fluch?“ hat gezeigt, dass noch reichlich Diskussionsbedarf besteht und dass vor allem alle Beteiligten gehört werden müssen, sind ihre Positionen und Erwartungen doch zu vielfältig für eine einfache Lösung. Einhellig ist der Wunsch nach klaren Rahmenbedingungen von Seiten der Politik, die den Interessen der Betriebe und der Mitarbeitenden gerecht werden.

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